Lutz und Hannes sind ein fiktives Hund-Mensch-Gespann, das stellvertretend für alle Zwei- und Vierbeiner, die ich in all den Jahren kennenlernen durfte, hier bei "fixhundfertig" zu Wort kommt.
Regelmäßig wird der leidgeprüfte Hannes hier berichten, womit sein schlappohriger Freund Lutz ihm gerade wieder den letzten Nerv raubt. Und ich werde mich bemühen, für Hannes und alle anderen interessierten Leser zu "dolmetschen", denn vieles ist ganz anders, als es scheint....;)
"Das ist Lutz"
Ich lerne Hannes und Lutz an einem Frühsommermorgen kennen. Ich biege mit meinen Hunden um die Ecke der Siedlung, und da am Rand der Heuwiese steht ein großer, schlanker Mann in Jogginghose und Hausschuhen. Er sieht übernächtigt aus. Sein Blick ruht auf einem Grasbüschel, das sich heftig bewegt. Nanu?
Mein fröhliches "Guten Morgen!" lässt ihn herumfahren, und ein Blick auf die Hunde an der Leine erleichtert lächeln.
"Lutz!", ruft er,"Spielkameraden!" Aus dem bebenden Grasbüschel purzelt ein Welpe. Schwarz, schlappohrig, überwältigend niedlich. Finde ich. Meine Hunde sehen das anders. Sie stoppen und gucken.
Lutz nimmt Fahrt auf und hampelt auf uns zu. Meine Hunde werden starr, und ich kann ihr Brummen deutlich vernehmen.
"Stopp!" Herrchen guckt mich erstaunt an, Lutz aber rennt weiter gutgelaunt auf uns zu. Meine Hunde lehnen sich nach vorne und ihr Brummen wird zum Knurren. Lutz wird langsamer, er zögert und hält an.
"Holen Sie ihn zu sich. Bitte." Der Mann in Pantoffeln kommt meiner Bitte nach. Er leint seinen Welpen an und wendet sich dann an mich.
"Warum darf er nicht mal gucken? Passiert wäre doch nichts, Lutz hat schließlich noch Welpenschutz!"
Natürlich darf Lutz mal gucken. Er sitzt in einiger Entfernung und guckt uns an. Meine Hunde entspannen sich wieder und schnüffeln in Richtung des flauschigen Kerlchens. Nacheinander nehmen beide in Ruhe Kontakt auf, Lutz freut sich und wir gehen ein Stück gemeinsam.
Was ist passiert? Dürfen erwachsene Hunde einen Welpen anknurren?
Ja, dürfen sie. Unter Hunden gilt es als unhöflich, sich frontal und schnell anzunähern.
Aber ein Welpe? Der kann das doch nicht wissen...
Er hat es gerade gelernt. Und einige Aufforderungen zunächst übersehen. Das Starren, das Vorlehnen, das Brummen, all das waren kleine Stoppzeichen. Als die nicht zum gewünschten Erfolg führten, wurde geknurrt und Lutz hat verstanden: oh...die mögen das nicht.
Welpenschutz existiert nur innerhalb einer Familie/eines Rudels.
Die meisten Hunde sind erstaunlich geduldig im Umgang mit Welpen. Aber nunmal nicht alle, und auch das ist normal.
Bevor Ihr Welpe also ungebremst und voller Enthusiasmus jeden Hund begrüßt und sich dabei vielleicht auch mal einen derben "Anschiss" abholt, bremsen Sie die Begegnung zunächst aus und fragen Sie den anderen Hundehalter, ob sein Hund damit zurechtkommt. Bitten Sie Ihrerseits auch darum, dass Ihr Welpe nicht von anderen Hunden überrannt wird.
Der einzige, der Ihren Welpen schützen kann und muss, sind Sie. Gewähren Sie ihm den Schutz, den er braucht und womöglich auch sucht. Er lernt, dass er sich auf Sie verlassen kann und dass Sie für seine Sicherheit verantwortlich sind.
Der richtige Ort für das kleine Geschäft
"Ich glaube, Lutz ist nicht normal." Hannes läuft neben mir her und blickt sinnend auf seinen Welpen Lutz, der gerade einen frischen Maulwurfshügel abträgt. Ich finde das ziemlich normal und sehe Hannes fragend an.
"Im Prinzip ist er ja stubenrein, aber er denkt nicht daran, sein Geschäft während des Spaziergangs zu erledigen. Ich habe sogar den Eindruck, dass er anhält, bis wir zuhause sind. Er hat es dann immer unheimlich eilig, in den Garten zu kommen. Und da macht er einen fast erleichterten Eindruck, wenn er endlich pieseln kann. Das ist doch merkwürdig, oder?"
Warum pinkelt Lutz nicht auf dem Spaziergang?
Man darf nicht vergessen, dass Lutz erst kürzlich sein Zuhause gewechselt hat. Weg von Mutter und Geschwistern, weg von den vertrauten Menschen. Er hat die Eingewöhnung in das neue Zuhause recht gut gemeistert und fühlt sich dort mittlerweile daheim und sicher.
Aus seiner Sicht ist jeder Spaziergang ein Ausflug ins Unbekannte, wo man sich eben nicht so sicher fühlt. Nicht wenige Welpen verweigern den Gassigang komplett. Und nun außerhalb der Sicherheitszone auch noch deutlich wahrnehmbare Spuren zu hinterlassen, die einem potentiellen Feind verraten, dass hier ein relativ schutzloser Welpe unterwegs ist, das macht aus Hundesicht nunmal gar keinen Sinn. Im Gegenteil, es ist gefährlich. Deshalb verkneift man sich große und kleine Geschäfte "in der Wildnis" und erledigt sie lieber zuhause, in der sicheren Komfortzone.
Also schimpfen Sie Ihren Welpen nicht aus, wenn er partout nur im Garten aufs Klo geht. Irgendwann "passiert" es ihm auch mal beim Spaziergang, und Sie werden ihn dafür überschwänglich loben. Und so den Grundstein für Gassigänge mit reichlich Output legen.
Fremdeln
Lutz und Hannes haben uns auf unserer Abendrunde begleitet, und wir schlendern gemütlich über den Feldweg auf die Siedlung zu. Die Hunde sind nach dem gemeinsamen Spaziergang entspannt und zufrieden und laufen leinenlos einige Schritte vor uns. Am Rand des Wohngebietes werden alle angeleint und wir biegen in die erste kleine Straße ein, als Lutz mit einem Mal wie angewurzelt stehen bleibt. Sein Blick ruht auf einem gelben Sack. Morgen ist der Plastikmüll fällig, und die Straße ist gesäumt von den transparenten gelben Beuteln mit Verpackungsmüll.
"Lutz, was soll das? Nun tu nicht so, als hättest du noch nie einen Müllsack gesehen!"
Hannes guckt ungläubig auf seinen Hund, der steifbeinig dasteht und sich kein Stück rührt. Das leichte Ziehen an der Leine veranlasst ihn, sich zurückzulehnen und heftig mit dem Kopf zu schlagen. Nichts zu machen, Lutz verweigert sich, die Müllsäcke sind zu bedrohlich.
Warum zeigt Lutz Angst vor etwas, was ihn noch vor wenigen Tagen nicht im Mindesten beunruhigt hat?
Lutz fremdelt. Im Leben eines heranwachsenden Hundes gibt es mehrere Fremdelphasen, und nun, im Alter von 4-5 Monaten, durchlebt Lutz gerade eine. Er findet Sachen unheimlich, die er eigentlich kennt und bisher vielleicht kaum beachtet hat. Er ist womöglich auch etwas zurückhaltender bei Begegnungen mit Menschen und Hunden. Sein unbekümmertes Drauflosstürmen ist einem zögernden Abwarten gewichen.
Und das ist völlig in Ordnung. Jetzt ist es Hannes Aufgabe, Lutz nicht zu drängen. Den unsicheren Welpen nun beherzt zum Objekt der Verunsicherung hinzuziehen, wäre sicher die schlechteste Lösung. Besser ist, sich selbst unbekümmert und sicher der vermeintlichen Gefahr zu nähern und sie zu inspizieren, während man dem Welpen Zeit lässt, sich zu nähern. In dem Tempo, das er vorgibt. Machen Sie keine große Sache daraus, es muss auch nicht beim ersten Mal dazu kommen, dass Ihr Hund sich dem Angstauslöser ganz nähert.
Sie sollten in einer Fremdelphase an Ihren Ritualen und Gewohnheiten besonders festhalten, das vermittelt Ihrem Welpen die Sicherheit, die er jetzt braucht. Vermeiden Sie es, ihn gerade jetzt mit neuen Reizen zu überfluten. Ein erster Besuch im Tierpark zum Beispiel wäre jetzt denkbar unangebracht.
Im Alter von etwa 9 Monaten steht die nächste Fremdelphase an, und auch dann gilt wieder: souverän und gelassen agieren, das schafft Vertrauen und Sicherheit.
Hannes hat Lutz stehenlassen und den gefährlichen gelben Sack eingehend untersucht, ihn hin und her bewegt, schließlich gelächelt und Lutz aufmunternd angesprochen. Der schaffte es immerhin, in einem kleinen Bogen mit langem Hals schnell an dem "Monster" vorbeizulaufen. Hannes schenkte ihm zu den anderen Müllsäcken den Seitenabstand, den er brauchte, und Lutz lief zwar immer noch skeptisch, aber wesentlich beruhigter mit seinem "Helden" nach Hause.
Der provoziert mich doch!!!
Hannes ist sauer. Er steht auf dem Feldweg, die Arme in die Seiten gestemmt, und guckt erbost in die Ferne. Irgendwo dort auf dem Feld, gerade noch zu sehen, wälzt Lutz sich gerade genüsslich auf dem Rücken.
Hannes hat ihn schon einige Male gerufen, jedesmal ein wenig zorniger und lauter. Gerade, als ich bei Hannes ankomme, ist Lutz fertig mit wälzen und schüttelt sich gewissenhaft den Dreck aus dem Fell.
"Jetzt aber sofort hierher!" Hannes Stimme verheißt nichts Gutes. Das denkt sich auch Lutz: er wird langsamer.
"Lutz! Hierher!" Lutz bremst noch etwas mehr und fängt an, am Wegrand zu schnüffeln.
Hannes wirft ungläubig die Arme nach oben.
"Na toll, jetzt verarscht er mich ja wohl total. Das ist doch blanke Provokation, dass er sich jetzt noch mit Grashalmen beschäftigt!!!"
Ist es tatsächlich so, dass Lutz denkt: so nicht! Oder: Jetzt erst recht!
Nein, im Gegenteil, Lutz tut aus Hundesicht etwas sehr Kluges: er gibt Hannes Gelegenheit, sich zu beruhigen.
Gleichzeitig signalisiert er durch seine Verlangsamung Demut, und dass er keinen Ärger haben will. Er vermeidet rasche Annäherung und direkten Blickkontakt, um NICHT zu provozieren. Er fängt an, im Gras zu schnüffeln, im nächsten Schritt würde er vielleicht sogar ein bisschen scharren, nur um deeskalierend zu wirken.
Alles, was er tut, dient nur dem einen Zweck: Hannes zu besänftigen und ihm Zeit zum abregen zu schenken.
Dass der Hund den Rückruf ignoriert, kommt vor. Er ist noch jung, die Ablenkung zu groß, zu spannend usw. Darüber in Wut zu geraten, hilft nicht. Abholen, kommentarlos anleinen und weiter trainieren, in Situationen, die reizärmer sind.
Und nicht annehmen, der liebe Vierbeiner ließe uns kalt lächelnd auf dem Feld warten, weil er uns provozieren möchte.
Und Hannes? Der musste irgendwann laut lachen, als Lutz in einiger Entfernung von einem Bein aufs andere trat.
Augenblicklich setzte Lutz sich in Bewegung und näherte sich heftig wedelnd und erleichtert seinem Zweibeiner, dessen schlechte Laune sich in Luft aufgelöst hatte.
Wo will er hin?
Hannes ist mit Lutz auf dem asphaltierten Weg unterwegs, der die Felder hinter der Siedlung teilt. Lutz läuft an der Leine, schnüffelt hier und dort, markiert und ist sehr beschäftigt.
Als ein Mann mit seinem Hund in sein Blickfeld gerät, bleibt er kurz stehen und schaut. Das Gespann kommt ihnen entgegen, nähert sich frontal auf dem Weg, der gerade mal breit genug für ein Auto ist.
Der fremde Hund ist eindrucksvoll groß. Er hat Lutz auch erspäht und seine Bewegungen verändern sich. Er senkt den Kopf , stellt die Ohren auf und verfällt in einen pirschenden Gang, den Blick fest auf Lutz geheftet.
Lutz wird unruhig und fängt an, heftig an der Leine zu ziehen. Er strebt nach rechts, weg vom Weg.
Hannes hält dagegen. "Lutz! Was soll das?"
Lutz zieht beharrlich in Richtung Wiese. Hannes sieht nachdenklich nach vorne, betrachtet den entgegenkommenden Hund, und beschließt, seinem Kumpel Lutz nachzugeben.
Beide verlassen den Weg und laufen in einem großen Bogen über die Wiese. Lutz zerrt anfänglich gewaltig an der Leine, doch mit jedem Meter, den sie sich von der Straße entfernen, entspannt er sich ein wenig mehr, und schließlich nimmt er Blickkontakt zu Hannes auf und erntet dafür freundliche Worte.
Der fremde Hund auf der Straße läuft auch wieder sichtlich entspannter, nur ab und an wirft er einen flüchtigen Blick zu Lutz herüber.
Was war los? Hätte Hannes darauf bestehen sollen, dass Lutz auf dem Weg bleibt? War es falsch, dem zerrenden Junghund nachzugeben?
Nein, beide haben alles richtig gemacht. Eine frontale Annäherung ist problematisch, gilt unter Hunden als unhöflich und wird als Provokation gewertet. Der erwachsene Hund, der entgegenkam, hat entsprechend reagiert. Er hat Lutz fixiert und dieser hat die Drohung sehr gut verstanden und richtig reagiert. Deeskalierend, konfliktvermeidend, indem er einen Bogen lief und die Distanz vergrößerte, und so signalisierte, dass er nicht an Streit interessiert war. Und gleichzeitig die Erfahrung gemacht, dass sein Mensch ihn nicht in Situationen zwingt, die ihn in Schwierigkeiten bringen.
Das "schlechte Gewissen"
Als ich auf dem Weg zum Abendspaziergang an Hannes´ Haus vorbeilaufe, lädt der gerade Einkäufe aus dem Auto.
"Wenn du kurz wartest, gehe ich mit Lutz eine Runde mit:"
Ich setze mich auf die Gartenmauer und sehe Hannes nach, der soeben die Haustür aufschließt.
"Das darf doch nicht wahr sein!! So eine Sauerei....Lutz!!!!"
Ich schlinge die Leinen meiner Hunde um den Zaunpfosten und laufe zur Haustür, um nachzusehen, ob Hannes Hilfe braucht. Im Eingangsbereich, direkt hinter der Haustür, liegt ein Blumentopf in Scherben. Die Blumenerde ist in alle Richtungen verteilt, schwarze Pfotenabdrücke zieren die hellen Fliesen. Um die Ecke vom Wohnzimmer lugt vorsichtig Lutz, geduckt und mit geklemmter Rute, und checkt die Lage. Ich muss unwillkürlich lachen.
Hannes, der schon mit Handfeger und Schaufel zugange ist, sieht auf und sagt mit einem kurzen Blick zu Lutz: " Ja, schon witzig, wenn er ein so schlechtes Gewissen hat. Man sieht ihm sofort an, dass er genau weiß, was er ausgefressen hat."
Ist das so? Haben Hunde ein schlechtes Gewissen?
Nein, definitiv nicht. Aber warum zeigt Lutz in der geschilderten Situation offensichtlich Anzeichen von Reue?
Es sind keine, auch wenn Hannes das so wahrnimmt bzw interpretiert.
Hannes betrat das Haus und fing sofort lauthals an zu schimpfen. Seine Verärgerung hat Lutz wahrgenommen (wie auch nicht?) und daher entsprechend reagiert: mit vorsichtiger Demut und Abstand, um keinen Ärger zu bekommen.
Dass er Anlass der Verstimmung war, weil er geraume Zeit zuvor die Pflanze umgestoßen hat, weiß er nicht. Er reagiert lediglich auf den Gemütszustand von Hannes, das ist alles.
Wenn wir dazu neigen, unseren Hunden menschliche Eigenschaften quasi "auf den Leib zu interpretieren", dann sollten wir kurz innehalten und die Situation nochmal Revue passieren lassen: was habe ich getan/gesagt/gestikuliert, unmittelbar, bevor der Hund das Verhalten zeigte?
Unsere Hunde beobachten und "lesen" uns unentwegt und reagieren umgehend. Wir können viel von ihnen lernen.
Er hört nicht mehr!!!!
Hannes ist einigermaßen verzweifelt. Seit Wochen ist sein Kumpel Lutz wie ausgewechselt: er befolgt die gelernten Kommandos nur widerwillig, wenn überhaupt. Leinenführigkeit war gestern, Freilauf ist nicht mehr möglich, weil Lutz den sorgsam trainierten Rückruf ignoriert und stattdessen lieber "sein Ding" durchzieht. Sein Ding ist leider nicht deckungsgleich mit dem, was Hannes möchte, also bleibt der junge Wilde an der Leine. Weil er da aber zieht wie eine Dampflok, hat Hannes den Spaß an den Spaziergängen fast verloren.
"Ich frage mich, wozu ich eine Hundeschule besucht habe:", klagt Hannes. "Lutz scheint alles vergessen zu haben, was wir dort gelernt haben:"
Ist das so? Ist alles Gelernte verlorengegangen? Hat Lutz alles vergessen?
Nein, absolut nicht. Fast jeder Hundebesitzer kennt diese Zeit, in der auf einmal nichts mehr zu funktionieren scheint. Schnell macht sich Frust breit, denn schließlich hat doch alles gut gesessen, der kleine Vierbeiner war Musterschüler, Streber, hat alles richtig und sehr gerne gemacht.
Aber jeder junge Hund kommt irgendwann in die Pubertät. Je nach Rasse früher oder später. Die kleinen meist zeitig, die großen Rassen oft erst spät, wenn man sich als Halter schon in trügerischer Sicherheit wiegt, was den Gehorsam anbelangt.
Tatsache ist, dass das bereits Erlernte nicht gelöscht ist. Vielmehr kann der junge Hund auf die Informationen schlicht nicht zugreifen. Schuld daran (wenn man in dem Zusammenhang überhaupt von Schuld sprechen kann) sind unter anderem tiefgreifende neurologische Prozesse. Im Hirn finden gerade umfangreiche Umbauarbeiten statt. Eigentlich müsste auf der Stirn des Hundes ein Schild prangen: "Wegen Bauarbeiten vorübergehend geschlossen"
Dazu kommen die Irritationen durch konzentrierte Hormonschübe, die den Organismus gewaltig durcheinanderwirbeln und die Fähigkeit zur Konzentration enorm beeinträchtigen.
Das heißt nun nicht, dass es keinen Sinn macht, in dieser Zeit mit dem Hund zu arbeiten. Aber das Wissen darum, dass das Chaos auf vier Beinen nicht blankem Trotz entspringt, sondern der liebe Vierbeiner eigentlich Opfer seiner Entwicklung ist, hilft uns, Verständnis und Geduld zu haben. Gehen Sie einige Schritte zurück, fangen Sie wieder mit kleineren und leichteren Übungen an. Verschaffen Sie sich und dem Hund Erfolgserlebnisse, indem Sie die Ansprüche herunterschrauben. Planen Sie wieder häufigere, aber kürzere Trainingseinheiten ein. Holen Sie Ihren Hund da ab, wo er leistungsmäßig gerade steht. Und haben Sie Geduld.
Nichts, was er jetzt tut oder nicht tut/leistet, geschieht, weil er provozieren, dominieren oder die Weltherrschaft an sich reißen möchte. Natürlich ist er auch dabei, Grenzen auszuloten. Aber auch hier bewährt sich geduldige und gelassene Konsequenz. Ein frustrierter, genervter oder wütender Mensch ist dem jungen Hund, der gerade nicht weiß, wie ihm geschieht, keine Hilfe. Er braucht jetzt ruhige, klare und konstante Rahmenbedingungen. Dann überstehen Hund und Halter die Chaoszeit beide und werden wieder das, was sie vorher waren: ein gutes Team.